Die Streckenführung - nun ja! Über Stock und Stein, durch Kraut und Rüben und abseits jeglicher Zivisilation. Na ganz so schlimm ist es nicht, aber Mimositäten in Sachen Dellen in der Karosse, Steinschlag am Lack oder in der Scheibe, bzw. ganz arg schlimm verschmutzte Speichenfelgen - sind hier fehl am Platz. Güterwege sind die Regel, Schotterstraßen können vorkommen und Feldwege werden oft nicht gemieden. Ebenso dramatisch ist auch die Auswahl der Abzweiger, oft sind diese eigentlich irgendwie gar nicht da und werden dann auch prompt übersehen - oder besser gesagt überfahren. Das ist schlimm, das kostet Zeit, Nerven, die Orientierung und meist dann auch die Platzierung in den vorderen Rängen.

Ja - es wird auch Nachts gefahren. Die erste Etappe ist sozusagen eine Spätnachmittag- und Nachtveranstaltung. Nein - hier sind keine "Promis" VIP's und sonstige eh klor A-dabeis zu finden. Das mag auch daran liegen, dass hier alles sehr profan, bodenständig und zweckgebunden organsiert abläuft. Schon der Start wird sozusagen im Schatten der Classic Expo im Hinterhof durchgeführt - und der Zieleinlauf ebenso. Also "Mann - Frau & Maschine werden bei der Salz & Öl nicht wirklich präsentiert und ins Scheinwerferlicht geschoben. Diese Rallye lebt ganz ohne Glanz und Glemmer. Hier steht der Motorsport im Vordergrund, der Spaß und die Herausforderung trotz widrigster Umstände anzukommen, oder sogar einen der vorderen Plätze zu besetzen.

Die Classic Expo ist ein jährlicher Publikumsmagnet für Alt und Jung und tatsächlich wird auf dieser Messe für jeden etwas geboten. Das Angebot reicht vom klassichen Oldtimer aus dem Repertoire renommierter internationaler Händler, bis zum Privatverkauf und Teilemarkt für Raritätensammler und Bastler. Im Dorotheum kann man sich - je nach Geldbörse - auch an den Versteigerungen beteiligen. Hier werden Top-Classicer und seltene Einzeltstücke angeboten. Aber auch die noch etwas jüngeren und meist auch noch günstigeren "Youngtimermodelle" sind hier sehr stark vertreten. Eine Sonderauktion "Pinzgauer" und Spezialausstellungen zum Thema "80 Jahre Jaguar" und "50 Jahre Beatles in Salzburg" ergänzen das vielfältige Rahmenprogramm.

Gleich nach der Fahrzeugabnahme im Schloss Hellbrunn, hat nun auch hier der Classikfan oder interessierte Zuschauer wieder die Möglichkeit einen direkten Kontakt zum bevorzugten Fahrzeug und Fahrzeughalter aufzunehmen. Die Einfahrt zum Residenzplatz und die Aufstellung der Fahrzeuge ist ein Fixpunkt im Rahmen des Gaisbergrennens und wird vom Publikum mit besonders viel Interesse honoriert. Ganz im Unterschied zu den vergangenen Jahren wurden diesmal die Schrime nicht gegen den anhaltenden "Schnürrlregen" eingesetzt, sondern waren im allgemeinen als Sonnenschutz gedacht - kein Wunder - bei hochsommerlichen Temparaturen bis zu 36 Grad Celsius. Das erfordert sehr viel Kühlung für Fahrer, Beifahrer und vor allem für die Motoren.

Das eine oder andere Überholmanöver ist wohl dabei, hat aber nichts mit der letztendlichen Platzierung zu tun. Die Anspannung und die Herausforderung ist manchen Fahreteams in das Gesicht geschrieben, hochkonzentiert werden per Stoppuhr die Rundenzeiten an den Fahrer durchgegeben. Es mag sich eigenartig anhören, aber es wird tatsächlich um jede Zehntelsekunde gegeizt. Man kann also davon ausgehen, dass man als Fahrer sein Fahrzeug extrem gut kennen und beherrschen muss. Unbestritten ist auch, dass der Beifahrer als "der Zeitmanager" eine maßgeblich relevante Rolle einnimmt. Für die Zeitmessung dürfen nur mechanische Uhren mir Analoganzeige eingesetzt werden - also auschließlich mit Ziffern, Zeigern, Schleppzeigern.

Bei der Nocksteinkehre hat man von den 8,6 km schon 7,6 geschafft. Der letzte Kilometer wird dann meist sehr, sehr taktisch gefahren, gilt es doch die vorgegebene Sollzeit möglichst exakt einzuhalten. Der Rennmodus des Gaisbergrennes ist auf sechs Wertungen ausgelegt. Gaisberg (drei Wertungen), Stadtgrandprix und und Salzburgring (je eine Wertung), sowie die Gaisbergwertungsrundfahrt (siehe Fotos Postalm I und II), die mit einem Sonderpreis extra gewertet wird. Auf dem Salzburgring, darf die Geschwindigkeit frei gewählt werden. Auf dem Gaisberg darf die Sollzeit - Schnitt 50 km/h nicht unterschritten werden. Das kann für manches PS-schwächere Automobil dann schon eine große Herausforderung sein!

Sollte man bis hierher etwas zu flott unterweges gewesen sein, kann der eine oder andere hier auf der Zistelalm bei Kilometer 6,1 schon mal eine kleine Pause einlegen. Gut für eine der leckeren Salzburger Jausenspezialitäten wird es nicht reichen, aber zumindest kann man sich auf das nächste Teilstück bis zur Nocksteinkehre vorbereiten. Diese Steigung ist ja nicht unerheblich und vor allem auch sehr lange. Die Zistelalm ist auch einer der Publikumsmagneten und viele Zuschauer nutzen diese Gelegenheit - kann man doch die Fahrzeuge von kurz vor der Alm bis zum Anstieg zur Nocksteinkehre in den Wald sehr gut verfolgen.

Diese Wertungsfahrt wird in zwei Gruppen jeweils am Vormittag und Nachmittag durchgeführt. Während sich die eine Gruppe am Gaisberg bemüht, flaniert sozusagen die andere Gruppe durch die  malerische Seen- und Berglandschaft von Salzburg. Alle Teilnehmer sind immer wieder aufs neue begeistert, immer wieder kann man neues und unbekannes auf den insgesamt 150 Kilometern durch das Salzkammergut entdecken.

Der Salzburgring mit der Streckenlänge von 4255 m ist mit seinen zwei langen Geraden, wobei die Gegengerade zur Start- und Zielgeraden leicht ansteigt, eine sehr schnelle Rennstrecke. Besonders die langgezogene Fahrerlagerkurve kann schon mal zum Schluss sehr eng werden. Die Schikane vor der Start-Zielgeraden erfordert dann nochmals hohe Konzentration damit man sich nicht nach einem Ausritt in einem Kiesbett wieder findet. Am 21. September 1969 wurde der Salzburgring offiziell eröffnet und am 30. August 1970 fuhr unser unvergessener Jochen Rindt hier sein letztes Rennen - sechs Tage vor Monza . . . .

Die Alpenrallye geht also einen Schritt zurück in Richtung der “klassischen” Automobile, ein Schritt, der auch der Philosophie der Traditionsrallye entspricht. Klassiker aus sechs Jahrzehnten Automobilgeschichte werden bei der 28. Alpenrallye die Berge erobern, darunter große Marken wie Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ferrari, Maserati, Jaguar, Mercedes-Benz, Aston Martin oder Rolls-Royce: Herrliche Vorkriegsklassiker, elegante Sportwagen und kostbare Limousinen der Automobilgeschichte.